Operationsmerkblatt für Parkinson-Patienten

dieses Merkblatt sollten Sie im Falle einer Operation an den behandelnden Arzt und den Narkosearzt weiterleiten.
Bitte nehmen Sie auch immer Ihren aktuellen Medikationsplan in das Krankenhaus mit!

1. Grundregel

• Lokale Anästhesie und Spinalanästhesie sind, wenn möglich, immer einer Allgemein-Narkose vorzuziehen.

2. Medikamente vor der Operation

• Alle Parkinson.-Medikamente können bis 12 Stunden vor der Operation eingenommen werden.

• Ausnahme: Anticholinergika. Diese sollten einige Tage vorher ausgeschlichen werden, da bei plötzlicher Nicht-Einnahme die Gefahr einer Entzugssymptomatik mit schweren psychovegetativen Entgleisungen besteht.

• Für die abendliche Prämedikation eignen sich Benzodiazepine.

3. Narkose

• Zur Einleitung der Narkose können Barbiturate oder Benzodiazepine verwendet werden.

• Empfohlen: Barbiturat-Lachgas-Opiat-Narkose, Etomidat-Lachgas-Opiat-Narkose, Kombinations-Narkosen mit Enflurane oder Isoflurane sowie kompetetiven Muskelrelaxantien.

• Vorsicht: Halothan, Fluothane, Zyklopropan wegen möglicher Sensibilisierung des Myocards gegen Katecholamine. Absetzen von L-Dopa 12 Std. vor Narkose erforderlich.

• Kontraindiziert: Dopamin-Antagonisten (Neuroleptika wie Haloperidol, Phenothiazine, auch Reserpin) wie in der Neurolept-Analgesie (auch nicht Droperidol).

• Bei Blutdruckabfall evtl. Vasopressin. Sympathomimetika sind zu vermeiden, allenfalls in niedriger Dosierung bei intensivem Kreislaufmonitoring.

4. Lokal-Anästhesie

• Vorsicht: nur Lokal-Anästhetika ohne Adrenalin-Zusatz verwenden, wenn Pat. L-Dopa einnimmt.

• Für Eingriffe in der Zahnmedizin ist z.B. Mepivacain 3% geeignet.

5. Postoperativ

• Die bisher verordnete Parkinson-Medikation soll unverändert wieder eingenommen werden bei einer Pause von weniger als 24 Stunden. Bestand eine längere Unterbrechung der Medikamenteinnahme sollte mit einem Neurologen die Anfangsdosierung der einzelnen Präparate abgesprochen werden.

• Ist die orale Einnahme nicht möglich, soll zur Verhinderung eines L-Dopa-Entzugssyndromes eine parenterale Überbrückungstherapie durchgeführt werden.

• Bei erforderlicher Ruhigstellung nach der Operation empfehlen sich Benzodiazepine.

• Bei der postoperativen Schmerzbehandlung ist zu beachten, dass Opiate und Opioide die Wirksamkeit von Parkinson-Medikamenten abschwächen. Pethidin darf bei Selegilin-/Rasagilin-behandelten Patienten wegen der Gefahr ernster serotonerger Komplikationen nicht angewendet werden.

• Bei postoperativem Auftreten psychotischer Zustände sollte ein Neurologe über den Einsatz von Clozapin oder Quetiapin entscheiden.

6. Parenterale Überbrückungstherapie

• Bei Ernährung über Magensonde: Madopar LT oder anderes L-Dopa-Präparat aufgelöst geben. Eine gleichzeitige Gabe eiweissreicher Nährlösungen kann jedoch die Wirkung von L-Dopa abschwächen.

• Bei intravenöser Versorgung: Amantadin (PK-Merz®)-Infusionen: 500 ml über 2 Std. morgens, bei Bedarf 250 ml über 1 Std. zusätzlich mittags, keine Infusion abends. Maximal 2 x 500 ml tgl..

• Vorsicht: Kreatinin-Erhöhung, Psycho-Syndrom

• Eine weitere Möglichkeit besteht in der subkutanen Injektion von Apomorphin (Dosis von Neurologem festlegen lassen).

• Überbrückend kann der Patient auch ein Rotigotin-Pflaster (Neupro®) tgl. geklebt bekommen (Dosis von Neurologem festlegen lassen).

7. Vorsicht bei diesen Medikamenten

Neuroleptika, Metoclopramid (bei Erbrechen Domperidon verwenden!), Reserpin-haltige Antihypertensiva, Calcium-Antagonisten